Interview mit Dominik Dapprich
LD5: Erzähl uns kurz etwas über deine fußballerische Laufbahn als Trainer und Spieler: Was waren deine größten sportlichen Erfolge ?
Dominik Dapprich:
Mit dem Fußball habe ich im Alter von 5 Jahren angefangen und bin bis zur D-Jugend dabei geblieben. Dann gab es eine Änderung der Jahrgänge und in Folge dessen eine Spielgemeinschaft meines Vereins mit einem Nachbarverein. Da bin ich ausgestiegen und habe andere Sportarten wie Tennis, Tischtennis und sogar Radsport ausprobiert. 2-3 Jahre später habe ich im jungen Alter von 15 angefangen eine F-Jugend zu trainieren. Nach 2-3 Jahren im Schiedsrichterwesen bin ich als aktiver Kicker zum Fußball zurück gekehrt und bin mit meinem Heimatverein TuS Alchen 1957 e.V. aus der Kreisliga C in die Kreisliga A aufgestiegen. Mit 26 habe ich (stand jetzt) mein letztes Spiel als Kicker gemacht. Meine Trainerlaufbahn umfasst einige Jugendteams beim TuS Alchen, die U11 Kreisauswahl Siegen-Wittgenstein, den DFB-Stützpunkt Siegen-Wittgenstein (bis heute), die 1. Mannschaft des TuS Alchen und dann meine Zeit bei den Sportfreunden Siegen.
Erfolge sind beim Fußball natürlich toll – meine beiden Meisterschaften als Spieler waren und bleiben tolle Erinnerungen – aber am Ende können nicht alle Erfolg haben. Erfolg ist ja auch grundsätzlich eine Frage der Definition. Ich stehe einfach gerne als Trainer auf dem Platz und versuche dabei alles um meine Spieler, meine Mannschaft und auch mich besser zu machen. Wenn das gelingt, macht mich das glücklich, stolz und am Ende führt das auch zu Erfolg.
LD5: Dein erster Chef-Trainer-Posten im höherklassigen Fußball war direkt die Oberliga-Mannschaft bei den Sportfreunden Siegen.
Wie war der Einstieg als junger Trainer „im Haifischbecken“ der Oberliga…?
Dominik Dapprich:
Dazu muss ich erst Mal einleiten: Ohne Thorsten Seibert und Daniel Steuernagel wäre ich nicht Trainer der Sportfreunde geworden. Thorsten hat mich als Co-Trainer dazu geholt und wir haben viel über Fußball und alles Drumherum gesprochen. Ich durfte und darf, wir sind noch gut befreundet, viel von ihm lernen. Daniel war zu der Zeit sportlicher Leiter und wir haben uns in unseren Gesprächen über Fußball sehr gut verstanden – ich glaube letztlich hat seine Empfehlung mich in den Posten des Cheftrainers gebracht. Die Situation war insgesamt nicht einfach: Der Verein hat in seiner zweiten Insolvenz gesteckt und war aus der Regionalliga abgestiegen. Fast alle Leistungsträger haben den Verein verlassen und der neue Kader bestand zu großen Teilen aus Jugendspielern. Die „Siegener Jungs“ aus der eigenen A-Jugend waren Meister der A-Junioren Landesliga und die Spieler, die aus Hessen zu uns gestoßen sind, kamen überwiegend aus der Hessenliga.
Ich denke wir haben es geschafft in der ersten Saison ein gut funktionierendes Team zu formen, dass am Ende nichts mit dem Abstieg zu tun hatte. Im Folgejahr war eine spielerische Entwicklung erkennbar, wobei uns oft das nötige Quäntchen Konsequenz vor dem Tor und ab und an die Erfahrung in der Defensive gefehlt haben. In der Zeit bis zum Oktober habe ich festgestellt, wie Fußball auch sein kann: Das Umfeld und die Vereinsführung hatte vor der Saison höhere Ziele ohne wesentlich mehr in die Mannschaft zu investieren oder zu erklären, warum diese Ziele nun realistisch sein sollten. Fakt war, dass wir diese Ziele im Oktober nicht erfüllt hatten und dann haben eben die Mechanismen des Fußballs gegriffen.
Aus der Zeit in Siegen nehme ich definitiv sehr viele gute Erinnerungen mit – vor allem an tolle (nun) ehemalige Spieler, Co-Trainer, Tw-Trainer,Betreuer um die Mannschaft und natürlich auch das gesamte Umfeld SFS mit seinen Fans.
LD5: Du schließt aktuell dein Studium ab, warst mit Anfang 30 bereits Chef-Trainer in der Oberliga – was sind deine Ambitionen? Wo möchtest du demnächst auf der Trainerbank sitzen…?
Dominik Dapprich:
Das Trainergeschäft ist kein Wunschkonzert! Ich verfolge den Fußball in allen Ligen und allen Altersklassen sehr detailliert und möchte einfach gerne wieder täglich auf dem Platz stehen und machen, was ich gut kann! Natürlich würde ich gerne in einem NLZ oder bei einer professionellen Mannschaft arbeiten, aber am Ende muss ein Projekt zu mir passen und ich auch zu einem Projekt.
LD5: Du bist seit Jahren als Trainer am DFB-Stützpunkt Siegen aktiv. Was reizt dich an dieser Aufgabe?
Dominik Dapprich:
Fußballerisch ist es einfach total spannend mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten. Sie wollen sich im Training verbessern, wollen dazu lernen. Da geht es noch nicht um Einsatzzeiten, um „Ergebnisse verwalten“ oder ähnliches. Das DFB-Talentförderprogramm finde ich auch von der Struktur und den Inhalten intertessant und es bietet uns Trainern eine Möglichkeit, halbwegs profesionell mit engagierten Spielern zu arbeiten. Man verliert auch den Kontakt zur viel zitierten Basis nicht aus den Augen, weil man einige Spieler, Sportplätze und Trainer kennen lernt, die in den kleinen „Dorfvereinen“ arbeiten (und das meine ich als Dorfkind nicht despektierlich).
LD5: Talentförderung im Siegerland, das heißt deine Trainerkollegen und du sichtet ja auch viele Spieler und schaut viele Jugendspiele.
Wie schafft es ein Spieler oder eine Spielerin dich zu überzeugen. Was macht für dich ein Talent aus? Welche Eigenschaften müssen die Spieler mitbringen?
Dominik Dapprich:
Wir sichten definitiv einige Spieler und Spielerinnen. Es ist eine gute Frage, wie man es schafft mich zu überzeugen. (lacht). Talent bedeutet ja erstmal einmal, das eine Person einen gewissen Leistungsstand hat und damit dann auffällt. Darüber hinaus erwartet bzw. stellt man sich vor, was diese Person mit ihrer „Begabung“ anfangen oder erreichen kann – also welche Perspektive es gibt. Ich glaube aber nicht, dass alleine eine Begabung ausreicht, um am Ende Bundesligaspieler zu werden. Vielmehr hat jeder eine Begabung und die Einflüsse auf diese Begabung, z.B. Training, sozialer Umgang, eigene Einstellung machen dann einen guten Spieler zu einem besonderen Spieler. Wenn wir jetzt über 12-jährige Fußballerinnen reden, muss man sicher unterscheiden, ob ein Spieler*in jetzt aufgrund der Physis, des Spielverständnisses oder der Technik auffällt. Lernen wollen, motiviert sein und eine gewisse Begabung für Bewegungsabläufe sind vielleicht ein gutes Grundgerüst, auf dem man durch Training eine gute Technik und irgendwann dann auch Taktik aufbauen kann.
LD5: Wie sieht das Training beim DFB-Stützpunkt in Siegen aus? Inhaltlich, in der Praxis und organisatorisch?
Dominik Dapprich:
Ganz grundsätzlich gibt der DFB uns Stützpunkttrainern einen Leitfaden mit an die Hand. Wir Trainer gestalten die Einheiten dann unter dem Schwerpunkt des Leitfadens und wählen dazu passende Übungen oder Spielformen aus. Wir sind in Siegen aktuell 4 Trainer und unterstützen uns bei den Einheiten, damit immer mindestens 2 Trainer bei einer Mannschaft sein können. Es geht grundsätzlich um das Vermitteln technischer und individualtaktischer Inhalte – das am besten kreativ und abwechslungsreich. In der aktuellen Corona-Zeit sieht ein typisches Training bei uns etwas anders aus – unsere Jahrgänge trainieren getrennt voneinander jeweils eine Stunde und jeder Trainer bekommt eine Gruppe zugewiesen (in der Regel 4-6 Spieler). Mit dieser Gruppe absolvieren wir dann entweder verschiedene Übungen oder verschiedene Spielformen.
LD5: Wenn du frei von diesen Vorgaben wärst oder eine Jugendmannschaft in der Altersklasse (U12 – U15) im Verein trainieren würdest, welche Schwerpunkte würdest du da setzen?
Dominik Dapprich:
Das ist eine sehr gute Frage.
Fußball soll den Kindern Spaß machen – dazu gehört für mich zwingend ein Ball und Übungen und Spielformen, die abwechslungsreich und fordernd sind.
Für die U12 und U13 wäre für mich der Schwerpunkt auf den Techniken des Passens, des 1. Ballkontaktes und des Dribbelns. In kleinen Spielformen im Bereich 1 gegen 1 bis hin zu 5 gegen 5 können die Kinder mit vielen Wiederholungen Dinge ausprobieren und Inhalte der Individualtaktik kennenlernen. Definitiv nicht im Vordergrund stünden bei mir Ergebnisse aus Spielen (Kinder wollen von Natur aus nicht verlieren!) oder Mannschaftstaktiken.
Für die Spieler aus U14 und U15 kommen einige Dinge aus der Gruppentaktik in den Lehrplan dazu. Wobei ich es wichtig finde, dass Technik und Individualtaktik die Basis für gute Fußballer bleiben. In der Vermittlung taktischer Inhalte würde ich versuchen, eher in Prinzipien zu denken anstatt „festgefahrene Taktikmasken“ zu vermitteln.
Es ist allerdings sehr komplex deine Frage komplett und detailliert zu beantworten, weil viele Details (Qualität der Spieler/Häufigkeit der Einheiten usw.) eine Rolle spielen können.
LD5: Kommen wir noch mal kurz auf deine Tätigkeit als Chef-Trainer in der Oberliga… Kannst/Willst du uns deine Spielidee beschreiben?
Was war dein bevorzugtes Spielsystem und warum?
Dominik Dapprich:
Das ist wieder eine komplexe Frage die man ganz einfach gar nicht beantworten kann!:-)
Ich mag Fußball der aktiv ist. Ich mag es wenn eine Mannschaft den Ball haben will, um damit etwas zu bewegen. Das heißt nicht den Ball 100 mal quer zu spielen sondern den Ball haben um ihn im besten Fall im Tor des Gegners unterzubringen. Verliert man den Ball, sollte man ihn schnellst möglich versuchen zurück zu erobern (Gegenpressing) oder einen guten und aktiven Plan haben, um dem Gegner zu Fehlern zu zwingen. In der Praxis gibt es auf diese Idee viele Einflüsse, die man berücksichtigen muss. Man muss seine Spieler kennen (lernen) und mit Ihnen einen Weg finden, seine Vorstellungen und Ideen bestmöglich umzusetzen. Wenn man sich den Fußball in den Topligen oder in der CL anschaut, fällt einem auf, dass die besten Teams alle Aspekte des Spiels gleichermaßen beherrschen. Alle haben Ideen und Konzepte im Spiel mit dem Ball, alle haben Pläne für das Spiel gegen den Ball. Manchmal muss man ein hohes und manchmal ein tiefes Pressing spielen und am Ende gewinnen dann halt die Bayern 😉 Nein, Fußball ist als Spiel total einfach und total komplex zugleich und das macht es einfach so spannend. Je mehr eine Mannschaft beherrscht, umso größer ist die Aussicht auf Erfolg.
Ein bevorzugtes Spielsystem habe ich nicht wirklich – in Siegen haben wir meistens in einem 1-4-3-3 gespielt. Diese Formation ist aber innerhalb eines Spiels total dynamisch und verändert sich dauerhaft. Am Ende sind es ja auch Spieler, die die Spiele entscheiden und nicht das System. Deshalb ist es wichtig, dass wir als Stützpunkttrainer und insgesamt alle Jugendtrainer junge Spieler bestmöglich ausbilden.
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